Geschichte des WGSC von 1901
bis jetzt ältester Behindertensportverein Österreichs ?
Der
Wiener GSC 1901 ist eigentlich der älteste geschlossene Gehörlosen –
Sportverein Österreichs, war Wegbereiter für weitere Gehörlosen-Sportvereine
und fungierte auch oft als Funktionärschmiede für den später gegründeten
Österr. Gehörlosen-Sportverband (ÖGSV).
Als Vorläufer unseres Vereins können
wir die Gründung des Wiener Taubstummen -Turnerklubs sowie des Radfahrerklubs
„Fulgur“ im Jahre 1898 ansehen. Regelmäßiger Turn- und Trainingsbetrieb war
damals in einem großen Turnsaal im 9. Wiener Gemeindebezirk, der sehr gut
besucht wurde.
Man bedenke, dass zu dieser Zeit noch eine neun- bis elfstündige
Arbeitszeit und kein freier Samstag die Regel war. Sogar mit Veranstaltungen,
wie Taubstummentheater, Bällen, Gartenfesten und Ausflügen eroberte sich dieser
Taubstummen-Turnverein eine beachtlich große Anhängerschaft.
Der im Jahre 1899
aufstrebende, viel gelästerte und belächelte Fußballsport fand auch bei der
gehörlosen Jugend Anhänger. Es gab
zu dieser Zeit die Städtischen Schulabteilungen für taubstumme Kinder im 9.
Bezirk, Canisiusgasse, Ecke Nußdorfer Straße sowie im 15. Bezirk, Zinkgasse,
deren Schüler alle Externisten waren.
Daher in ihrer Freizeit sich viel auf den
seinerzeit noch unverbauten Flächen der Stadtrandgebiete tummelten und dort
auch vom Fußballfieber angesteckt wurden. Auch aus
der Fortbildungsschule für taubstumme Lehrlinge kamen nach dem damals obligaten
Sonntagvormittagsunterricht Interessierte, was den späteren Mitbegründer
unseres WGSC 1901, Rudolf Glaser veranlasste, eine Fußballmannschaft Gehörloser
im Alter von 12 bis 21 Jahren zu bilden.
Schwer war die Frage des Spielplatzes
zu lösen. So wurde abwechselnd auf dem Schmelz,
auf dem
Exerzierplatz der Franz-Josefs-Kaserne an der Ringstraße (heute stehen dort das
Postsparkassensamt und die Prunkpaläste), auf der Jesuitenwiese, im
Überschwemmungsgebiet in Kaisermühlen und auf anderen Plätzen an
Sonntagnachmittagen eifrig geübt.
Es war dies besonders schwierig, da damals
die Polizei scharf hinter dem Fußballern her war und sich jeder die nötigen
Schuhe selber kaufen musste, für Schüler und Lehrlinge fast unmöglich. Als
fortschrittlich denkender Mann war nun Schicksalsgenosse Gründer Rudolf Glaser
- der eigentliche Vater des Fußballgedankens mit dem WGSC 1901 - unter den Gehörlosen bestrebt, auch im Turnerklub diesen Sport
einzuführen.
Doch stieß er dort auf heftigsten Widerstand. Kurz entschlossen
machte er sich mit Gleichgesinnten an die Arbeit, die jungen gehörlosen
Fußballspieler in Wien zu sammeln. Mit der Zeit gewann der Gedanke einer
Vereinsgründung festere Form und im Frühjahr 1901 wurde der Wiener
Taubstummen-Fußball- und Turnverein gegründet.
Neben dem Gründer Rudolf Glaser
waren viele andere Schicksalsgenossen zusammen mit den Jugendlichen maßgeblich
am Aufbau unseres Vereines mitbeteiligt. Die Mitglieder dieses Vereines hielten
eisern zusammen, hatten ihren Vereinssitz im Gasthaus Hummel in der
Schiffmühlenstraße 81 in Kaisermühlen. Dort hatten sie ein eigenes Zimmer,
welches sowohl als Vereinssitz als auch als Garderobe zum Umkleiden der Spieler
diente. Auf dem eigentlichen Spielplatz war dazu keine Gelegenheit vorhanden.
Und draußen im Gasthausgarten lagen die aus sechs
Teilen bestehenden Torstangen samt den zwei
Tornetzen. Dieselben mussten vom Gasthaus über den Kaisermühlendamm zum zirka zehn Minuten entfernten Platz im
Überschwemmungsgebiet getragen werden. Dann mussten
die Bodenmarkierungen mit Kreidepulver aufgebracht werden. Aber bevor es überhaupt so weit kam, musste erst
das Gemeindeamt die Bewilligung zur
Platzbenützung nach Erfüllung diverser Auflagen (Platzbegrünung usw.) erteilen. Nach Ende des Spieles musste alles gereinigt und
die Torteile ins Gasthaus zurückgetragen werden.
Trotz dieser Widrigkeiten waren alle mit Begeisterung dabei. Bereits 1901 konnten sich die Gehörlosen bei
Meisterschaftsspielen in der zweiten Klasse, Abteilung
B sehr gut platzieren. Auch der Spielerverkehr mit der Provinz begann.
Zusätzlich begannen Fahrten nach Ödenburg
(Sopron) und Pilsen, später auch nach Prag, Budapest,
München, Nürnberg, Berlin, Leipzig u.a., überall dorthin, wo es
Gehörlosen-Fußballvereine gab.
Nach dem ersten
Weltkrieg wurde von der Gemeinde Wien dem Gehörlosensport tatkräftig geholfen. An Stelle des heutigen „Goethehofs“ in
Kaisermühlen konnte 1922 ein schöner und
idealer Sportplatz gebaut werden. Leider fiel dieser Platz 1929 den Neubauten der Gemeinde Wien zum Opfer.
Dem Zuge der
Zeit folgend, schloss man noch vor dem zweiten Weltkrieg nach Fußball und
Turnen weitere Sportzweige wie Leichtathletik, Skisport, Tischtennis,
Sportkegeln, Schwimmen und Wandern dem Sportclub an. Auch hierbei errang der Taubstummen
Sportklub bei internationaler Beteiligung bei hörendem Sportverein ehrenvolle
Siege, nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen.
Der Klub konnte sich
damals internationalem Ansehen erfreuen. Im Jahr 1930 kam als es dann zu einer
Gehörlosen-Olympiade, stellte der inzwischen zum „Wiener Taubstummen Sportklub
1901“ umbenannte Verein stets den Großteil der Spieler für die
Nationalmannschaft und konnte 1931 in Nürnberg sogar Zweiter werden.
Im Jahr 1931 ist unser
Verein an den Österreichischer Gehörlosen Sportverband (ÖGSV) angeschlossen. Die Zeit 1938 bis 1945 unter der Ägide
Hitlers brachte schwere Rückschläge für den Verein, der beinahe aufgelöst
wurde. Nach Ende des zweiten Weltkrieges entstand der Taubstummen-Sportverein
unter dem Namen „Wiener Gehörlosen-Sportclub 1901“ - WGSC 1901 Begonnen wurde
September 1945 im Lokal des WITAF, 5., Arbeitergasse 26 mit Tischtennis-Spielen.
Die offizielle Gründung der Tischtennis-Sektion erfolgte im März 1946 durch
Herrn Wilhelm Mikulasek und Frau Hermine Gubi, sie starb am 5.9.2010 im 99.
Lebensjahr! Unter dem ÖGSV-Präsidenten Hr. Prochazka wurde Wilhelm Mikulasek
erster ÖGSV-Tischtennisfachwart. Im Jahre 1961 stieß Hans Domes zum Tischtennis-Sport
der Gehörlosen, nahm als Spieler und Funktionär mit großem Erfolg an internationale Bewerbe
gehörloser und hörender Vereine im In- und Ausland teil. Eine Aufzählung der
Erfolge der WGSC 1901-Tischtennisspieler würde den Rahmen dieses Artikels
sprengen.
Unmittelbar nach Kriegsende gingen viele Gehörlose in einer Art loser
Sektion daran, wieder gemeinsam Schi zu fahren. Große „Internationale Bewerbe“
kamen dann in Gemeinschaft mit dem ÖGSV (Österreichisches Gehörlosen
Sportverband) und dem ICSD (früher CISS-Gehörlosensport- Weltverband) zustande.
Der
Gründer und Obmann Rudolf Glaser, auch Begründer der österreichischen
Gehörlosen-Sportbewegung, verstarb am 16. November 1948.
Im
Jahre 1949 konnte auch die Sektion „Kegeln“ wieder gegründet werden, da nach den
Wiederaufbauarbeiten der Kriegszerstörungen die Kegelbahnen zur Verfügung
standen. Seither war der Kegelbetrieb sehr aktiv, nicht nur in Gehörlosensportkreisen,
sondern auch im Wiener Kegelverband mit guten Erfolgen tätig.
1981 wurde das
Haus der Gehörlosen durch Herrn Bundespräsident Kirchschläger eröffnet. Der
Wiener Gehörlosen Sportclub 1901 hatte im 5. Stock einen Clubraum mit
Tischtennisräumen, im 6. Stock ein Kegellokal sowie im 3.Stock einen Aufenthalts-, Therapie- bzw.
Darts-Raum. Aufgrund hoher Miete übersiedelte die Kegelsektion im Jahre 1986 zur
Wiererstrasse im 10. Bezirk, danach im Jahre 1988 zum Handelsministerium in den
1. Bezirk, Stubenring. Ex-Geschäftsführer Herr Karl Boskovitz und Ex-Schriftführer
Wilfried Binder führten von 1987 bis 2000 mit viel Erfolg Haussammlungen im Burgenland,
Wien und Niederösterreich zur
Finanzierung der Lokalmiete, Sportstätte usw. durch und stellten den WGSC finanziell auf gute Basis.
Alle arbeiteten
damals ehrenamtlich. .Der Vereinsbeitritt vom WGSC 1901 in den Wiener
Behinderten Sportverband (WBSV) erfolgte im Jahr 1990. Der neue Vereinstitel im
Jahre 2003 hieß Wiener Gehörlosen Sportklub 1901 & Kulturverein.
Gründungen
der Sektionen : „Tennis“ im Jahre 1988,
„Volleyball“ 1990, „Basketball“ 1994, „Badminton“ 1996, „Darts“ und
„Damengymnastik“ 1996, „Ski und Snowboard“ 2002,
„Orientierungslauf“
2004 und „Laufsport“ 2007.
Leider
ging es dem WGSC 1901 im Jahre 2010 finanziell sehr schlecht, so dass wir nach über
30 Jahren das Haus der Gehörlosen des WGSC 1901 verlassen mussten.
Der
Mitgliederstand wurde fast halbiert, daher wurde 2010 ein neuer Vorstand
gewählt. Das Team um Ing. Oliver Klein-Schinnerer bemühet sich um den
Weiterbestand des WGSC 1901 im Jahr 2011, was innerhalb eines Jahres gut gelang.
Von
Dezember 2010 bis Jänner 2011 bauten wir ein neues WGSC-Büro in der
Künstlergasse 11 im 15. Gemeindebezirk auf welches am 28. Jänner 2011 eröffnet
wurde. 2012 - Gründung
der Sektionen Kultur und GoKart
2013 - Gründung
der Sektionen Mountainbike und Bowling
2014 - Übersiedlung u.
Eröffnung ins neue Klublokal - Sechshauser Straße 75A / 1, 15. Bez.
2015 - Während der Sommersperre des
Pensionistenklubs in der Waldgasse, lud der Vorstand die Seniorengruppe für die
Monate Juli / August ins eigene Clublokal ein.
Daher sei Ihnen, ohne Namen nennen zu wollen, für alle
ehrenamtlichen Unterstützungen
herzlichst gedankt
.
Für den WGSC 1901 – Vorstand
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